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Mitglieder erinnern sich
Auf unseren Monatstreffen sprechen wir nicht nur über Technik, Termine, Traktoren und sonstige Maschinen, sondern gleiten manchmal in Erinnerung an ein besonderes Ereignis, ein Dorforiginal, oder sonst was ab. Vieles sind Zeitdokumente, von denen wir meinen, dass sie in Erinnerung bleiben sollen und somit in unserer schnell lebigen Zeit Bestand haben. Wir werden in nächster Zeit, wenn immer es etwas Wichtiges aus der Vergangenheit zu berichten ist, dies veröffentlichen.
Zum Anfang starten wir mit einem Suchbild aus dem Probsteier Herold. Dies zeigt den Bauernhof der Familie Göttsch Passade. Wie immer bat Silke Hergeröder um die Mithilfe der Leser. Herausgekommen ist eine interessante Geschichte zusammengetragen von unserem Mitglied Peter Stoltenberg.
Jürgen Perkams
Das Foto zeigt das Dreschen aus der Hocke auf dem Hof von Hannes Göttsch, Passade, etwa um 1960. Der Ablader (Abstaker) auf dem Anhänger ist Fritz Salewski, Tagelöhner auf dem Hof Göttsch. Die Dreschmaschine ist eine Standdreschmaschine der letzten Generation vor dem Mähdreschern, der Firma Geringhoff, Ahlen in Westfalen. Sie gehörte dem Lohnunternehmer Max Grygiel aus Prasdorf, Nachfolger von Hermann Stark.
Die Maschine hat eine Stundenleistung von etwa 60 Zentnern = 3.000kg. Angetrieben wird sie mit einem eingebauten Elektromotor. Sie braucht keinen Einleger mehr auf der Maschine und wird direkt vom Anhänger beschickt. Kornsäcke brauchten auch nicht mehr geschleppt werden, ein Körnergebläse transportierte das ausgedroschene Getreide über eine Rohrleitung auf den Kornboden. Dadurch konnten schon 3 Arbeitskräfte eingespart werden. Normalerweise benötigte man für so einen Drescheinsatz eine Mannschaft von bis zu 15 Arbeitskräfte, je nach Größe des Hofes und der Höhe der Gebäude.
So wurde dann mehrfach im Jahr, zumeist im Winter, mehrere Tage auf den großen Höfen gedroschen. Eine besondere Herausforderung waren die Dreschtage für die Hausfrauen. An normalen tagen wurden schon mehrere Tagelöhner, Knechte und Mägde mit verköstigt. Beim Dreschen kamen schnell bis zu 20 Personen zusammen, die mit drei Mahlzeiten versorgt werden mussten. Zu den Pausen und manchmal auch zwischendurch gab es einen Schluck aus der „Kömflasche“ gegen den Staub.
Es gab keinen 8 Stunden Tag. Die Arbeitszeit war meistens von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends. Während der Mittagspause wurde die Maschine vom Maschinenmeister abgeschmiert, Siebe und anderes gereinigt und wieder laufbereit gemacht. Danach bekam er seine Mahlzeit
Text von Peter Stoltenberg, Mai 2020
- Silke Hergeröder, Probsteier Herold vom 15.05.2020:
Auf unser „Suchbild“ in der Herold-Ausgabe vom 2. Mai 2020 baten wir um evtl. Erinnerungen zu dem Hof Göttsch in Passade – und erfreulicher Weise erreichten uns einige Angaben zu diesem schönen Foto. Es entstand während der Erntezeit in den 1920er Jahren; im Vordergrund ist ein alter Dampfdrescher zu erkennen. Lange Jahre bestand auf dem Hof auch eine Hengststation. Im Jahre 1964 schlug der Blitz während eines September-Gewitters in das schöne, alte im Jahre 1866 erbaute Niedersächsische Bauernhaus ein. Es war das letzte dieser Art in Passade. Dazu erinnert sich Peter Stoltenberg aus Fiefbergen:
Quelle: Archiv Hergeröder
Es war im Spätsommer (am 14. September 1964). Wir Kinder Joachim 11, Antje 13 und ich Peter 16 Jahre, lagen schon im Bett. Gegen 21.00 Uhr zog ein Gewitter auf. Wir machten uns keine großen Sorgen, die Schläge schienen noch weit entfernt. Normalerweise mussten wir Kinder bei Gewitter aufstehen und uns wieder anziehen, denn wir wohnten in einem teilweise reetgedeckten Kleinbauernhaus im Oberdorf in Passade. Plötzlich gab es einen grellen Blitz mit sofort folgendem gewaltigen Donnerschlag. Wir waren überzeugt: Es musste irgendwo eingeschlagen haben. Als wir aus dem Fenster schauten war der Himmel in südlicher Richtung rot gefärbt. Wir waren sicher, es konnte nur die Hofstelle Göttsch oder die Gastwirtschaft von Erich Schnoor brennen. Kurz darauf hörte man schon die Feuersirene. Die Sirene war damals auf einem Gestell montiert, und mit einer Handkurbel betrieben. Der Standort der Sirene war auf der Hofstelle Göttsch stationiert, weil Hannes Göttsch zu damaliger Zeit der Brandmeister der Feuerwehr war. Ich, Peter Stoltenberg, war damals schon in der Feuerwehr. Als ich am Brandort ankam brannte das alte Niedersachsenhallenhaus in voller Ausdehnung über dem First. Die gesamten Feuerwehren der Umgebung waren alarmiert, sie kämpften vergeblich gegen den gewaltigen Brand, obwohl die Wasserquelle, der Passader See keine 100 m vom Brandort entfernt war. Jedoch gelang es den vielen Feuerwehren die ebenfalls reetgedeckten Gebäude Kuhstall und Scheune sowie den Pferdestall vor dem übergreifen der Flammen zu schützen. Aus dem Haus konnten noch viele Gegenstände und Inventar gerettet werden. Ein Motorradclub hatte sein Monatstreffen im „Irrgarten“. Die kräftigen Männer waren bei der Bergung der Wertsachen behilflich. Eine Gefriertruhe voller Fleisch wurde von den Männern aus dem brennenden Haus geholt und in die naheliegende Gastwirtschaft von Erich Schnoor gebracht, um dort sofort wieder elektrisch angeschlossen zu werden. Man konnte sich noch stundenlang im Haus und großer Diele bewegen. Der Grund dafür war, das Haus und Dachboden waren bis oben hin mit Stroh und Getreidegarben der diesjährigen Ernte gefüllt. Auf dem Dachboden über dem Wohntrakt war der Getreidespeicher. Hier lagerten große Mengen von gedroschenem Getreide. Es brauchte Stunden bis sich das Feuer bis nach unten durchgefressen hatte. Dabei gab es beinahe eine noch größere Katastrophe. Die ganze Hofstelle war von Helfern und Schaulustigen umsäumt. Etwa gegen Mitternacht fiel die gewaltige Giebelwand nach vorne über, und hätte beinahe Passanten die sich noch Minuten vorher dort aufgehalten hatten erschlagen.
Der Bauernhof der Familie Hans Göttsch war der größte in der Gemeinde Passade. Etwa 70 ha Acker- und Weideland wurden noch lange konservativ bewirtschaftet. Die übrigen größeren Bauern hatten zu der Zeit schon die ersten, von Schleppern gezogenen Mähdrescher, auch waren die ersten "Selbstfahrer", damals noch silberfarben im Einsatz. Hannes Göttsch hatte immer noch 2 Pferdegespanne sowie ein 32 PS Halbdieselbulldog und einen 26 PS Porsche-Diesel für die Drillarbeiten im Betrieb. Den Bulldog hat Zeit seines Lebens nur Willi Bichel gefahren. Dabei weigerte Willi Bichel sich schneller als im 2. Gang zu fahren. Er war überzeugt davon, dass die Schrittgeschwindigkeit der Pferde ausreichend schnell genug war, auch für den Transport auf der Straße. Der erste Trecker auf dem Hof war ein Glühkopf-Bulldog, über den Typ kann ich keine Angaben machen. Nach Überlieferung hatte er noch Eisenbereifung mit Spatengreifern. Daher wurde er fast nie nach Hause gefahren, denn zur Schonung der Straße mussten Schutzringe montiert werden, eine aufwendige und schwierige Prozedur. Oft musste er sogar im Winter auf der Koppel überwintern. Er bekam einen Wassereimer auf den Auspuff gestülpt, das Kühlwasser wurde abgelassen. Im Frühjahr wurde er dann wieder "angeschmissen". Es wurde berichtet, dass Willi Bichel beim Pflügen den Bulldog auf dem Vorgewende nicht drehen konnte und laut "brrr - brrr" rief, der Bulldog aber nicht anhielt und in den Knick fuhr, von dem er mit Hilfe der Pferde wieder herausgezogen werden musste.
Tage später, als die Brandstelle abgekühlt war wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen. Dazu fanden sich die anderen Bauern und einige freiwillige Helfer ein, um das Geröll zu sortieren und mit Trecker und Miststreuer abzufahren. Die Streuaggregate der Streuer wurden dafür abgebaut. Kippanhänger waren damals noch selten. Als Hilfe zum Aufladen hatte man lediglich einen Bagger der Fa. Baugeschäft Göttsch Schönberg organisiert. Teile des Schuttes wurde zum Auffüllen von alten Sand- und Mergelkuhlen verwendet, der Großteil allerdings wurden auf dem Göttschen Seeufer neben der Wagenfurt im See abgeladen. Hier ist in dem Zuge eine Fläche für Freizeitaktivitäten in der Gemeinde entstanden. Hannes Göttsch bedankte sich später in der Gastwirtschaft „Zur schönen Aussicht“, (heute Fischerwiege) für die spontane Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Passader Mitbürger. Es war für ihn ein sehr emotionaler Abend auf diese Weise Danke zu sagen. Das Bauernhaus wurde nicht wieder aufgebaut. Die Familie Göttsch zog zunächst in das Altenteil von Heinrich Göttsch, dem Onkel von Hans Göttsch. Auf der linken Seite des Hofes wurde zunächst eine Scheune und Teile des Kuhstalls abgerissen, um dort eine Maschinenhalle zu errichten. Nach der Umstellung des Hofes auf Bio-Landwirtschaft und Umbau der Maschinenhalle durch Gerhard und Susan Göttsch ist daraus das weit bekannte Passader Öko Backhaus entstanden.